Kdyz jsme pronikli uz do literarni sfery, tak si dovoluji pridat kus vlastni tvorby.
Jsem zvedavy, co tomu reknete.
Das Urteil
Hinterm Schreibtisch erhebt sich der Direktor, mein Vater, und fragt mit donnernder Stimme: „Was hast du getan? Warum missachtest du meine Gebote?“
Ich schweige schamvoll. Doch im Innern, zaghaft, unaussprechlich noch, windet sich Etwas, bäumt sich auf und verlangt nach Antwort.
Ein Baum wächst aus meinem Schädel empor in den schweren Zigarrendunst unter der Neonlampe. Durch die halbgeöffneten Jalousien kriechen die letzten Sonnenstrahlen. Dabei ist es kurz vor Mittag. Doch unsere Wohnung liegt im toten Winkel eines Hinterhofs, auf dem die Mülltonnen nie geleert werden.
Vor einigen Tagen kroch eine Ratte durch das Abflussrohr in unserer Küche, doch sie war zu fett und blieb darin stecken. Wir mussten drei Tage auf den Installateur warten. Bis dahin hatte sich der Verwesungsgeruch schon so weit in der Wohnung festgesetzt, dass alle Versuche ihn loszuwerden scheiterten. Er wird wohl nie wieder rausgehen.
Ich habe die Befürchtung, dass heute der Augenblick gekommen ist, an dem der Vater mich loswerden möchte, sonst hätte er mich kaum zu diesem Verhör geladen. Mein Ungehorsam ist nur ein Vorwand, um meine Verurteilung zu bewirken. Beide wissen wir, dass ich nie anders handeln konnte, dass mein Handeln durch die unabänderliche Schwäche meiner Menschlichkeit bestimmt wird.
Der stumpfe Trotz sagt es durch die Augen: Ich bin doch nur ein Automat, wie kann ich sündigen? Wie kann ich schuldig sein, wo ich doch in Wahrheit keinen eigenen Willen besitze!
Der Schreibtisch ist ein unsichtbarer Abgrund.
Du sitzt dahinter und schweigst. Du starrst in die Neonlampe. Und du bildest dein Urteil.
Ich bin Anwalt, angesehen unter den Kollegen, aber selbst ich – so gern ich das würde – kann dir nicht helfen. In den Fächern stapeln sich die Akten über dich, die Akten über mich, Akten über Akten. Wir sind alle schuldig, nicht durch unser Handeln, allein durch unsere Existenz.
Dein Urteil bildest du selbst, du suchst es, du schmiedest es mit deinen dreckigen Arbeiterhänden. Es gibt keinen Ausweg. Das Leben ist kurz, wie die Zigarre, die ich rauche.
Du hast die Kraft alles zu ändern, aber es wird sich nichts ändern, weil du zu faul bist und nur nach Ausreden suchst anstatt dich zu ändern. Wie ein Baum, der seine besten Früchte gleichgültig abwirft, hängst du schon über dem Abgrund. Deine Wurzeln greifen ins Leere. Und wenn man dich schlachtet, weil du den Prozess verloren hast, dann machen sie ein letztes Mal neue Akten aus dir.
Noch vor einer Minute hättest du alles abwenden können, hättest mich fragen können, was zu tun ist, hättest auch erklären können, was du beabsichtigst. Du hättest um Verzeihung bitten können. Stattdessen beschuldigst du mich und kehrst dich von mir ab.
Mag auch dein Vater dir vergeben, ich tue es nicht!
Ich bin die Neonlampe, die auf dich herabsieht. Gleichgültig bist du mir, ob du nun redest oder schweigst.